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Die Attitüden der Lady Hamilton

// Textmontage, UA: 31. August 2007, Palmensaal in der Orangerie im Neuen Garten Potsdam, eine Produktion der Potsdamer Hofkonzerte Sanssouci der Konzert- und Künstleragentur Barbara V. Heidenreich in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Ihre Schönheit machte sie zur meistporträtierten Frau des 18. Jahrhunderts. Ihre berühmten Attitüden, lebende Bilder, mit denen Lady Hamilton wie eine Statue klassische und mythologische Gestalten von der Antike bis zum Barock darstellte, und ihr Gesang faszinierten das Publikum in Neapel und den großen europäischen Salons. Joseph Haydn komponierte Werke speziell für ihre Stimme. Goethe war fasziniert von ihrer Kunst, als er sie 1787 im süditalienischen Caserta ihre Figuren werfen sah, Tischbein, Angelika Kaufmann und auch der preußische Hofmaler Friedrich Rehberg haben sie gemalt. Nicht zuletzt sorgte die skandalumwitterte Dreiecksbeziehung mit ihrem Mann, dem englischen Botschafter und Kunstsammler Lord Hamilton, und dem englischen Seehelden Lord Nelson für Aufsehen. Ein Abend über eine Frau, die eine Vorreiterin des Ausdruckstanzes war, die aus armen Verhältnissen kommend zu einem Star ihrer Zeit wurde, der am Ende vergessen und in bitterer Armut untergehen sollte.

Mit: Katrina Krumpane, Dieter Mann
Regie & Text: Johanna Hasse
Text- & dramaturgische Mitarbeit: Hans-Martin Rahner
Bühne & Kostüme: Susanne Füller

// Presse

Das Leben der Lady Hamilton ist immer für ein paar pikante Anekdoten und künstlerische Appetithäppchen geeignet. Erotik, Kunst und Politik lassen sich unterhaltsam und hintergründig kombinieren. Genau das, nämlich augenzwinkernde Leichtigkeit, bietet denn auch die musikalisch-szenische Inszenierung von Johanna Hasse im Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten. So wie die Lady einst in Sekundenschnelle ihren gestisch-mimischen Ausdruck variieren konnte von tiefer Traurigkeit über verzweifelter Todessehnsucht bis zu koketter Liebesverführung, verwandelt sich jetzt Katrina Krumpane unter Anleitung von Dieter Mann von Medea in Dido, von Kleopatra in Niobe.
Die lettische Sängerin nimmt diese Attitüden-Spielerei zum Glück nicht gar zu ernst. Die Posen, die sie auf ein kleines Podest zaubert, sind eher augenzwinkernde Karikaturen der klassischen Vorlagen. Auch Schauspieler Dieter Mann, der den Kunstsammler und Vulkanologen, Politiker und Schönheitsfanatiker Sir William Hamilton gibt und zugleich als ironischer Erzähler fungiert, flunkert viel und macht sich ein bisschen lustig über die weltfremden Kunst-Pirouetten, die in den adeligen Salons für Entzückung sorgten und für Ablenkung von den gesellschaftlichen Umbrüchen. Das kleine Attitüden-Kabinett bleibt auch nur eine Randnotiz des geschmeidig sinnenfrohen Bilderreigens aus dem Leben der Lady. Katrin Krumpane singt mit inbrünstiger Lust Lieder und Arien von Mozart, Haydn und Pergolesi. Dieter Mann kommentiert klug und spitzzüngig das melodramatische Geschehen. Märkische Allgemeine Zeitung, 3. September 2007

Das außergewöhnliche Leben von Lady Hamilton, Gattin des englischen Gesandten im Königreich Neapel und spätere Geliebte von Admiral Nelson, ist derzeit in einer Produktion der Potsdamer Hofkonzerte zu sehen. Zwischen der Lady und Potsdam existiert sogar eine Verbindung in Gestalt der Vasen im Marmorpalais. Die wertvollen englischen Vasen aus der berühmten Manufaktur Wedgwood kopieren griechische Fundstücke, die unter anderem Lady Hamiltons Gemahl, Sir William, in Pompeji entdeckt und nach England gebracht hatte. So war die theatralisch-musikalische Inszenierung von Johanna Hasse zumindest schon durch den Spielort gerechtfertigt. In der Tat bietet der Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten ein stimmiges Ambiente für das eineinhalbstündige Spiel mit Katrina Kumpane und Dieter Mann in den Rollen von Lady und Lord Hamilton.
Die Kunst von Lady Hamilton bestand in der stummen Nachbildung von Bildnissen und Skulpturen, häufig nach Motiven aus der griechischen oder römischen Antike. Lord Hamilton, Kunst- und Altertumsforscher und einer der ersten Vulkanologen, erläuterte die Stellungen der Lady für das Publikum. Dass Lady Hamilton außerdem ein gute Sängerin und Pianistin war, die mit berühmten Komponisten wie Josef Haydn konzertierte, gab Gelegenheit für einige musikalische Einlagen. Katrina Krumpane spielt begabt Klavier und singt dazu mit warm getöntem, angenehmem Mezzosopran. Dieter Mann gibt den Lord Hamilton mit Understatement und ironisierender Distanz, was wohl weniger der realen Person nahe kommt, als aktuellen Trends. Das erfreute Publikum spendete viel Beifall für eine unterhaltsame, leichtfüßige und wohltönende Aufführung im historischen Ambiente. Potsdamer Neueste Nachrichten, 3. September 2007